Das Prinzip der Polarisationsmikroskopie

Eine Einführung in die mikroskopische Bildgebung mit Polarisationskontrast

 Tartaric_acids_polarization.jpg

Die Polarisationsmikroskopie wird in den Material- und Geowissenschaften routinemäßig eingesetzt, um Materialien und Mineralien anhand ihrer charakteristischen Brechungseigenschaften und Farben zu identifizieren. In der Biologie werden Polarisationsmikroskope häufig zur Identifizierung doppelbrechender Strukturen wie Kristalle oder zur Abbildung von Zellulose in den Wänden von Pflanzenzellen und Stärkekörnern verwendet. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die grundlegenden Prinzipien der Polarisationsmikroskopie.

Doppelbrechung ist der Schlüssel zur Polarisationsmikroskopie

Doppelbrechende Materialien sind optisch anisotrop und der Brechungsindex solcher Materialien hängt von der Richtung ab, in der sich das Licht durch sie ausbreitet. Doppelbrechung bedeutet, dass ein unpolarisierter Lichtstrahl beim Durchgang durch das Material durch Brechung in zwei Strahlen aufgeteilt wird. Doppelbrechende Materialien haben eine hochgradig geordnete Molekularstruktur, wie Kristalle aus Kalzit oder Bornitrid. Auch biologische Proben können doppelbrechend sein, z. B. Zellulose und Stärke. In Kombination mit linear polarisiertem Licht kann die Doppelbrechung in der Mikroskopie zur Interferenz der beiden resultierenden Strahlen genutzt werden, wodurch Farbeffekte wie Ringe und die Hervorhebung von Strukturen entstehen können.

Ähnliche Artikel

Macroscale to Nanoscale Pore Analysis of Shale and Carbonate Rocks

Physical porosity in rocks, like shale and carbonate, has a large effect on the their storage capacity. The pore geometries also affect their permeability. Imaging the visible pore space provides…
Mouse lung sections

Studying Pulmonary Fibrosis

The results shown in this article demonstrate that fibrotic and non-fibrotic regions of collagen present in mouse lung tissue can be distinguished better with polarized light compared to brightfield.…
Images of the same area of a processed wafer taken with standard (left) and oblique (right) brightfield illumination using a Leica compound microscope. The defect on the wafer surface is clearly more visible with oblique illumination.

Rapid Semiconductor Inspection with Microscope Contrast Methods

Semiconductor inspection during the production of patterned wafers and ICs (integrated circuits) is important for identifying and minimizing defects. To increase the efficiency of quality control in…

Ausrichtung und Strahlengang eines Polarisationsmikroskops

Ein herkömmliches Lichtmikroskop benötigt mindestens zwei zusätzliche Komponenten, um die Mikroskopie mit polarisiertem Licht durchzuführen. Zum Nachweis der Doppelbrechung muss linear polarisiertes Licht zur Beleuchtung der Probe verwendet werden. Daher müssen zwei Polarisationsfilter in den Strahlengang des Mikroskops eingefügt werden. Der erste Polarisationsfilter erzeugt polarisiertes Licht, das die Probe beleuchtet, und der zweite Polarisationsfilter, der so genannte Analysator, beschränkt den Durchgang von Licht auf gebrochenes Licht mit einer bestimmten Polarisation.

Die Transmissionsachsen der Polarisationsfilter müssen sich in einem Winkel von 90° kreuzen, d. h. die Extinktionsachse des einen Filters muss auf die Transmissionsachse des anderen ausgerichtet sein, um die so genannte „Dunkelstellung“ zu erreichen. Wenn die Polarisationsfilter in dieser Position stehen, gelangt kein Licht zur Kamera oder zu den Okularen, und das Bild ist dunkel. Die Einstellung der Dunkelposition ist ein wesentlich bei der Polarisationsmikroskopie, da sie sicherstellt, dass nur Licht sichtbar ist, das nach dem Durchgang durch die Probe eine Polarisationsänderung erfährt.

Polarisator und Analysator

Passiert das Licht den ersten Polfilter, wird es linear polarisiert. Wenn ein Teil des linear polarisierten Lichts durch die richtige Polarisationsebene eines doppelbrechenden Materials fällt, wird es gebrochen, in zwei Strahlen aufgeteilt und die Polarisationsebene dieser Strahlen um 90° gedreht. Die gebrochenen Strahlen durchlaufen dann den zweiten Polarisator (Analysator), wenn dieser korrekt ausgerichtet ist (d. h. 90° relativ zum ersten Polarisationsfilter). Daher erzeugen bei diesem Aufbau nur doppelbrechende Proben oder Materialien ein Bild, wenn sie mit einem Polarisationsmikroskop betrachtet werden.

Es ist wichtig, dass die Polarisationsachse des zu beobachtenden doppelbrechenden Materials mit der des polarisierten Lichts übereinstimmt, das vom ersten Polarisatorfilter erzeugt wird. Aus diesem Grund sind viele Polarisationsmikroskope mit einem Drehtisch ausgestattet, um eine einfache Ausrichtung der Polarisationsebene der Probe mit der des ersten Polarisators zu gewährleisten. Für spezielle Anwendungen, bei denen die Polarisationsmikroskopie nützlich ist, gibt es verschiedenes Zubehör.

Eine Bertrand-Linse wird im Mikroskop für die konoskopische Beobachtung von Interferenzmustern von Kristallen verwendet, wobei die Lichtstrahlen in der Ebene der hinteren Objektivöffnung fokussiert werden [1,2]. Außerdem ist eine Verzögerungsplatte oder ein Kompensator für die quantitative Analyse doppelbrechender Proben nützlich.

Anwendungen für Polarisationsmikroskope

Abb. 3: Polarisationsmikroskopische Aufnahme einer Fliege, die in baltischen Bernstein eingebettet ist. Obwohl Bernstein eine amorphe Substanz und theoretisch optisch isotrop ist, können die Fließstrukturen des Harzes aufgrund innerer Dehnungen sowie die Dehnungen, die durch Einschlüsse wie diese Fliege verursacht werden, mit polarisiertem Licht sichtbar gemacht werden. Die Verwendung von polarisiertem Licht und des Rotkompensators erster Ordnung führt zu Bildern mit intensiven Farben eines normalerweise goldenen Bernsteins. Bild aufgenommen mit einer Kombination aus Dunkelfeld und Auflicht (unter Verwendung einer Glasfaser), gekreuzten Polarisatoren, Rot-1-Kompensator und HDRI-Tone-Mapping. Mit freundlicher Genehmigung von Michael Hügi, Schweizerische Gemmologische Gesellschaft, Bern, Schweiz.

Abb. 4: Bild einer kaltgewalzten, nach Beraha geätzten Kobaltlegierung, aufgenommen mit Polarisationsmikroskopie. Die Untersuchung des Mikrogefüges und der Morphologie ist für die Werkstoffkunde, die Fehleranalyse und die Qualitätskontrolle von entscheidender Bedeutung. Farbkontraste und spezifische Gefügebildungen können häufig durch die Beobachtung der geätzten Proben mit einem Polarisationsmikroskop verbessert werden. Mit freundlicher Genehmigung von Ursula Christian, Hochschule Pforzheim, Deutschland.

Abb. 5: Kristall der Weinsäure, aufgenommen mit Polarisationsmikroskopie. Weinsäure ist eine natürlich vorkommende diprotische Aldarkarbonsäure, die vor allem in Weintrauben vorkommt.

Abb. 6: Mit Polarisationsmikroskopie aufgenommenes Bild einer mit Barker's Reagenz geätzten Aluminiumlegierung (Al). Durch das Ätzen kann die Körnung der Al-Legierung mit polarisiertem Licht sichtbar gemacht werden.

Ähnliche Artikel

Neurons imaged with DIC contrast.

Differential Interference Contrast (DIC) Microscopy

This article demonstrates how differential interference contrast (DIC) can be actually better than brightfield illumination when using microscopy to image unstained biological specimens.

Metallography – an Introduction

This article gives an overview of metallography and metallic alloy characterization. Different microscopy techniques are used to study the alloy microstructure, i.e., microscale structure of grains,…
Basalt imaged with crossed polarizers

Digital Microscopy in Earth Science

Classical polarized light (compound) microscopes can only be used for prepared samples, because the working distance they offer is insufficient for whole samples. This means that thicker and bigger…
Scroll to top